Kirche St. Josef
Für die in den Jahren 1922 und 1923 errichtete und am 5. August 1923 geweihte Kirche St. Josef wurden bereits 1886 mit der Gründung des Kirchenbauvereins die Grundlagen gelegt. Für die gewachsene Pfarrgemeinde war die Marienkirche zu klein geworden. Die neue Kirche hat, wie schon die 36 Jahre bis zur Grundsteinlegung am 7. Mai 1922 zeigt, eine lange Vorgeschichte, geprägt durch die Bauplatzsuche und die schwierige Finanzierung in Zeiten der Inflation.
Auch in der durch die galoppierende Inflation geprägten Nachkriegszeit, leisteten Steinmetze und Bildhauer meisterhafte Arbeit. Foto: Peter Mayer
Quelle: Skizze Peter Mayer auf Kartenbasis Bayerische Vermessungsverwaltung
Wie Oberlehrer Robert Bauer in seinem 1965 erschienenen Heimatbuch darlegt, wurden vor der endgültigen Stelle drei Bauplätze ins Auge gefasst und aus unterschiedlichen Gründen wieder verworfen, nachdem teils schon Pläne erstellt waren. Dann war es schließlich der Gastwirt und Metzgermeister Eduard Hagel, der das Anwesen seiner Gastwirtschaft „zum Anker“ zur Verfügung stellte. Der Lageplan von 1844 zeigt die möglichen Standorte (blau 1-3) und rot eingerahmt das tatsächliche Baugrundstück.
Realisiert werden konnte trotz der Sammlungen durch den Kirchenbauverein das Projekt nur, weil der 1845 in Reistenhausen geborene und in Amerika als Bäckermeister zu Vermögen gekommene Joseph Schmitt den Bauplatz erwarb und für den Kirchenbau eine Million Reichsmark zusagte. Vom Verein waren derweil 100.000 Reichsmark zusammengekommen. Dann ließ die Inflation die Gelder zusammenschrumpfen und so waren es letztlich die US-Dollar von Josef Schmitt, die das Projekt retteten.
Vom Zeitpunkt des Baubeginns 1922 bis zur Weihe im August 1923 steig der Dollarkurs von rund 200 auf 4,86 Millionen Reichsmark. So konnte zum Beispiel die handwerklich und künstlerisch hochwertig gestaltete Kanzel aus Sandstein im November 1923, also kurz vor der Währungsreform, mit 103 Dollar bezahlt werden.
Foto: Peter Mayer
Der großherzige Spender erhielt durch den Papst das Verdienstkreuz „pro Ecclesia et Pontifice“ und ist zum Dank im Altarbild am rechten Seitenaltar im Hintergrund abgebildet.
Die Steinmetzarbeiten wurden durch die örtlichen Firmen Arnold & Söhne und Pius Arnold ausgeführt, die Mauerarbeiten erledigte die Firmen Müller und Reinwald aus Stadprozelten, den Dachstuhl errichtete die Fa. Gebr. Hohmann (Dorfprozelten und das Schieferdach deckte die Fa. Grehn aus Stadtprozelten.
Das vom Förderverein zur Verfügung gestellte Foto dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Richtfest im August 1922 aufgenommen worden sein.
Quelle: Förderverein Collenberg
Foto: Peter Mayer
Die Flachreliefs der vier Evangelisten an der von der Fa. Pius Arnold gefertigten Kanzel schufen die Bildhauer Franz Motzel, Ernst Wild und Josef Mayer, der auch die Josefsstatue auf dem Giebelpostament schuf. Mit Josef Rüd und August Bauer war Mayer zudem für das Portal zuständig.