Verwendung
Vom Fels zum Bau- und Kunstwerk
Frühgeschichte
Von jeher entwickelte sich die Besiedelung in erster Linie entlang von Flüssen, so auch am Main. Es ist also nicht verwunderlich, dass Spuren der Besiedlung bis in die Jungsteinzeit zurückreichen, also die Zeit, in der die Menschen von umherziehenden Jägern und Sammlern zu sesshaften Bauern wurden.
Steine und somit auch der hiesige Buntsandstein dienten seit den ersten Besiedelungen als Baustein, sicherten Feuerstellen und wurden zu Werkzeugen bearbeitet und genutzt, wie zum Beispiel das ins 3. Bis 4. Jahrtausend vor Christus datierte Steinbeil aus Reistenhausen. Aus der späten Bronzezeit (1200 - 700 v. Chr.) sind wie in Kirschfurt Urnengräberfelder bekannt.
Aus derselben Periode stammen auch die heute noch sichtbaren Ringwallanlagen, wie dem Greinberg über Miltenberg und dem Centgrafenberg über Bürgstadt, die von den Kelten auf den strategisch günstig über dem Maintal gelegenen Hügeln errichtet wurden.
Antike - Römerzeit
Von 150 bis 260 n. Chr. reichte der Machtbereich der Römer mit dem Bau des „nassen Limes“ bis an den Untermain. Roter Sandstein wurde bereits damals von den Römern aus den hiesigen Steinbrüchen links und rechts des Untermains, von Stadtprozelten bis Miltenberg und Großheubach geholt. Sie bauten damit Brücken, Kastellmauern, kleine Steinhäuser oder Brunnen und bearbeiteten ihre Grab- oder Weihesteine. Vermutlich war dieses Gebiet bereits seit der Römerzeit das große überregionale Steinzentrum.
Quelle: Römermuseum Obernburg, © Archäologische Staatssammlung München.
Quelle: Römermuseum Obernburg, © Archäologische Staatssammlung München.
Mittelalter (6. – 15. Jh.) und Neuzeit
Mit dem Auslaufen der Völkerwanderung und dem Einsetzen der Christianisierung östlich des Rheins beginnt auch für unseren Raum das Mittelalter, in dem der Adel Burgen errichtete und in deren Schutz Siedlungen entstanden. Abseits davon, aber im Herrschaftsbereich des Adels wuchsen Dörfer, deren datierte Ursprünge im hiesigen Raum 800 bis 1200 Jahre zurückreichen.
Im Eigentum oder unter Verfügung des Adels standen auch die Steinbrüche, die wie verschiedentlich belegt, dann an örtliche Steinmetze verpachtet wurden. Die sogenannten „Heunesäulen“ am Bullauer Berg entstanden vermutlich in dieser Zeit für den Bau des Doms in Mainz.
Heunesäulen Miltenberg. Foto: Peter Mayer
Mainzer Dom, Westturm. Quelle: Landeshauptstadt Mainz
In allen diesen Zeiträumen war der Buntsandstein ein begehrter und unentbehrlicher Baustoff.
Den Bewohnern der Orte diente der Sandstein zum Bau von Kellern, Sockeln und Häusern. Sie nutzten ihn besonders auch für ihre Lebensgrundlage, also um die vom Hochwasser geschützten Hänge für den Getreide- und Gemüseanbau und besonders den Weinbau über gestufte Mauern urbar zu machen. Für das „tägliche Brot“ zerkleinerten Mühlsteine das Korn zu Mehl.
Wer es sich leisten konnte, ließ das gesamte Wohnhaus aus Stein errichten und baute so der Brandgefahr vor.
In der Jagdgrenzgeleitkarte von 1612 ist der Steinbruch in der „Grüben“ mit vielen realistischen Details dargestellt. Quelle: Bayerisches Hauptstaatsarchiv München.
Henneburg, Stadtprozelten. Foto: Peter Mayer
Schloß, Aschaffenburg. Quelle Wikipedia gemeinfrei
Der Adel errichtete mit dem Sandstein seine Burgen und Wehrmauern und schuf sich mehr Bequemlichkeit und Komfort in repräsentativen Wohnbauten in den entstehenden Städten. Im Einflussbereich des Adels entstanden auch Amtshäuser und Wohnbauten der Verwalter. Nicht zu vergessen die Schlösser, die sich der Hochadel errichten ließ.
Zu Wohlstand gekommene Bürger ließen sich stattliche Wohnbauten aus Stein errichten und in den Städten entstanden Zierbrunnen, Schulen, repräsentative Rathäuser, Theater, Poststationen und für das Militär Macht demonstrierende Kasernenbauten.
Kirche, Dorfprozelten. Quelle: HGV Dorfprozelten
Grabmal Laurentiusfriedhof, Miltenberg. Foto: Peter Mayer
Wegkreuz, Reistenhausen. Kreuz und Korpus aus einem Stein. Foto: Peter Mayer
Durch die Christianisierung entstanden Kirchen und Klöster, und noch heute zeugen in den Orten und an den Wegen Kruzifixe, Marienstatuen und einfache Bildstöcke und Gedenksteine vom tiefen Volksglauben. In unserem Raum entwickelten die Steinmetze und Bildhauer eine hohe Kunstfertigkeit, von der viele Bildnisse und Grabdenkmale zeugen.
Quelle: Nachlass Atelier Schuhmann, Sammlung F. Hofmann, Freudenberg
Reliefs der Evangelisten Kanzel Kirche Reistenhausen. Foto: Peter Mayer
Die Qualität und die optische Attraktivität des Buntsandsteins sorgte zusammen mit den Kapazitäten der hiesigen Firmen und der hohen handwerklichen und künstlerischen Qualität der Steinmetze und Bildhauer für einen ausgezeichneten Ruf im Rhein-Main-Gebiet und weit darüber hinaus. Dafür legt die auszugsweise Auflistung der beschickten und erstellten Bauten ein beredtes Zeugnis ab.
Quelle: Peter Mayer
Grabmal am Friedhof Reistenhausen, Foto: Peter Mayer
Nutzungen Sandstein
Privater u. gewerblicher Gebrauch:
- Schleifsteine
- Wassersteine (in Küchen)
- Mühlsteine
- Keltersteine
- Futtertröge
- Bottiche (gewerbl., industriell)
- Waschplätze am Bach
Technische Infrastruktur:
- Wasserleitungen
- Quellfassungen
- Brunnen mit Schächten
- Straßenpflaster
- Gerinne (Straßen, Bäche)
- Brücken (Wege, Straßen, Bahn)
- Bahnhöfe
- Bauten der Elektroversorgung
- Grenz- und Kilometersteine
- Leitwerke u. Buhnen im Main
- Eisschutzmauer u. -dämme
Soziale Infrastruktur:
- Schulen
- Kindergärten
- Krankenhäuser
- Museen
- Theater u. Opernhäuser
- Gefängnisse
- Friedhöfe mit Kapellen
Herrschaftsbereich – Obrigkeit
- Burgen
- Schlösser
- Paläste
- Stadtmauern-Stadttore
Gedenken, Mahnung
- Kriegerdenkmale
- Denkmale allgemein
Sakral-religiös
- Kapellen und Kirchen
- Dome, Kathedralen
- Sakrale Kunst
- Wegkreuze
- Bildstöcke
- Grabsteine, Grabmale
Baubereich allgemein
- Gewölbekeller
- Haussockel
- Außenwände sichtbar u. verdeckt
- Fenster- u. Türeinfassungen
- Fassaden-Zierelemente
- Treppen und „Staffeln“
- Mauern und Einfriedungen
- Abdeckungen
- Trockenmauern (Weinbau)
- Zaunpfosten
- Gehwegplatten
- Stell- oder Setzsteine