ERLEBNISWEG

 

Burgruine Kollenberg

Wer Rätsel liebt, wird an der Ruine der Burg Kollenberg (im Volksmund und im Folgenden „Kollenburg“ genannt) seine Freude haben. Während die Geschichte der Adelshäuser, die sie erbauten, bewohnten, erweiterten und umgestalteten, gut dokumentiert ist, gibt die Baugeschichte der Burg fortwährend Rätsel auf. Nur wenige Darstellungen in historischen Karten zeigen die Burg in bewohntem Zustand.

Die Entstehungs- und Baugeschichte der Kollenburg ist gut dokumentiert und weist nur noch wenige weiße Flecken auf. Von der einstigen Größe und den Baulichkeiten ist heute allerdings nur noch ein Teil erhalten. Gerade deshalb ist es für Besucher ein lohnendes und spannendes Unterfangen, sich in den noch stehenden Überresten Pracht und Mächtigkeit der Anlage und das Leben darin vorzustellen.

 

kollenburg 01 gFoto: Peter Mayer

kollenburg 02 gQuelle: Gemeinde Collenberg

Geschichte in Kürze

Erstmals amtlich erwähnt ist die ursprünglich „Burg Kolbenberg“ genannte Anlage in einer Urkunde von 1214. Der für 1146 datierte Erstbau wird Conradus Colbo Schenk von Schüpf zugeschrieben, dessen Familie von Kaiser Friedrich Barbarossa ins Maintal geholt wurde und der eine staufische Burgenkette zum Schutz der kaiserlichen Besitzungen errichten ließ. Der Beiname „Colbo“ leitet sich von der mittelalterlichen Waffe des Streitkolbens ab, der sich einerseits im Wappen derer von Schüpf und in direkter Ableitung im Collenberger Gemeindewappen findet. Die Schenken residierten hier mehr als hundert Jahre. Mit der Übernahme der Burg durch das Adelsgeschlecht der Rüdt Mitte des des 13. Jahrhunderts wandelte sich der Name vermutlich in Burg „Kollenberg“. Unter der Ägide der Rüdt wurde die Anlage nach und nach zu der wehrhaften Feste ausgebaut, deren Reste wir heute vorfinden. Über die einzelnen Bauphasen lassen sich ohne archäologische Grabungen keine zweifelsfreien Erkenntnisse gewinnen, aber immerhin fachlich untermauerte Annahmen treffen. Indizien finden sich zwar zuhauf in unterschiedlichen Mauerwerksarten und Güten, in den bestimmten Bauepochen zuzuordnenden Zierformen, aber es ergibt sich aktuell noch kein in sich schlüssiges Gesamtbild. Die als „Ganerbenburg“ von mehreren Familienzweigen bewohnte Anlage, diente einerseits als wehrhafter Wohnsitz und ist andererseits ein Ausdruck der Macht und des Repräsentationsbedürfnisses. 1635 erlischt die hiesige Linie der Rüdt im Mannesstamm und der Verfall der Anlage beginnt. Schon 1327 wird die Burg Lehen des Deutschen Ordens und 1484 Lehen der Erzstiftes Mainz, das wiederum 1803 in der napoleonischen Zeit zerschlagen wird. 1814 wird der bayerische König neuer Eigentümer und damit heute der Freistaat Bayern als Rechtsnachfolger. Verwaltet wird die Burganlage von den bayerischen Staatsforsten in Rothenbuch.

Den Verfall der Burganlage aufzuhalten bemüht sich der 2008 gegründete Verein „Burgfreunde Kollenburg“.

In enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit den Staatsforsten und renommierten Fachleuten und Bauspezialisten konnten erste Abschnitte des Sanierungskonzepts bereits umgesetzt werden.

Regelmäßig organisiert der Verein Säuberungsaktionen, Burgfeste und Führungen.

Informationen dazu finden sich auf der Homepage des Vereins unter www.kollenburg-main.de

Bezug zum Sandstein

Die Anlage ist gänzlich aus dem hiesigen Sandstein errichtet. Da das direkt unterhalb gelegene „Brüchle“ noch 1860 nicht in der ersten Vermessung enthalten ist, dürften die Steine direkt aus dem Hang, auf dem die Burg errichtet wurde, entnommen worden sein. Die Felsfront, an die Halsgrabenbauwerk und Schießkammer angrenzen und der Halsgraben selbst, dürften also erst durch den Abbau entstanden sein.

 

kollenburg 03 gGewölbe im Westlichen Pallas (Erweiterung) mit Zugang zum ältesten Teil (hinten) und zum Keller. Foto: Peter Mayer

kollenburg 04 gHalsgraben mit „Kaponniere“ aus 2-stöckiger Schießkammer (rechts) und Verbindungsbau. Foto: Peter Mayer

Bauphasen

Die im Plan dargestellten Bauphasen basieren auf der Beurteilung vom Mai 2020 durch Prof. Dr. G. Ullrich Großmann von der Wartburg Gesellschaft und stellen den aktuellen, aber noch nicht abgeschlossenen Stand der Erkenntnisse über die Baugeschichte der Burg dar.

Die vollständigen Ausführungen sind über den Verein „Burgfreunde Kollenburg“ (www.kollenburg-main.de) zu erfragen.

 

kollenburg plan g
Quelle: Königlisches Landbauamt Aschaffenburg, undatiert, vermutlich 1903. Einträge der Bauphasen durch Peter Mayer in Abstimmung mit Prof. Dr. G. Ullrich Großmann

kollenburg schnitt
Quelle: Königlisches Landbauamt Aschaffenburg, undatiert, vermutlich 1903.

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